Ab sofort sind wieder KfW-Förderanträge für Sanierungen möglich

Erst der Stopp, dann das Kommando zurück: Das Wirtschaftsministerium hat das Ende für die Förderung von Sanierungsmaßnahmen zurückgenommen – ab Dienstag können Anträge auf Zuschüsse wieder gestellt werden.

Bürgerinnen und Bürger in Deutschland können ab Dienstag wieder neue Anträge auf KfW-Zuschüsse für energieeffizientes Sanieren stellen. „Die Förderbedingungen für Sanierungsmaßnahmen bleiben unverändert“, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mit. Mit der Bearbeitung der Altanträge, die bis zum vorläufigen Antragsstopp am 23. Januar eingegangen waren, habe die Förderbank bereits begonnen.

Am vergangenen Mittwoch hatten die Bundesregierung und der Haushaltsausschuss des Bundestags 9,5 Milliarden Euro für die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bereitgestellt und damit die Wiederaufnahme der kurzzeitig gestoppten Sanierungsförderung ermöglicht.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte Zuschüsse für energieeffizientes Bauen und Sanieren der KfW-Förderbank im Januar kurz vor Ende der Antragsfrist vorzeitig gestoppt. Nach scharfem Protest aus der Wohnungsbranche verkündete das Ministerium, dass vor dem 24. Januar eingegangene Anträge doch noch bearbeitet werden. Damit fehlte Wohnungsunternehmen und Bauherren aber immer noch eine Woche, um Anträge fristgerecht einzureichen, denn ursprünglich hätte das sogenannte EH55-Programm am 31. Januar auslaufen sollen. EH55 bedeutet, dass die Gebäude nur 55 Prozent der Energie eines Standardhauses verbrauchen.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte, dass die bisherige Förderpraxis zu massiven Fehlanreizen und Mitnahmeeffekten durch die Gebäudewirtschaft geführt habe. So sind 2020 über 60 Prozent der Fördermittel in den Neubau geflossen – der aber weniger als fünf Prozent des Gebäudebestandes ausmacht. In Summe flossen 2021 fast sechs Milliarden Euro allein in den Effizienzhaus 55 Standard, der längst übliche Baupraxis ist. 

Bestandssanierung soll 3,6 Billionen Euro kosten

Einer Untersuchung des Kieler Bau-Beratungsinstituts Arge für das Verbändebündnis Wohnungsbau zufolge werden bereits jetzt jährlich rund 50 Milliarden Euro in energetische Sanierungen investiert. Stiegen Modernisierungsrate und Anforderungen wie politisch gefordert an, werde sich diese Summe schnell verdrei- oder vervierfachen.

Die Studienautoren schätzen die Kosten für die Sanierung auf bis zu 150 Milliarden Euro im Jahr. Bis 2045 - dem Jahr, in dem Deutschland klimaneutral sein will - wären das 3,6 Billionen Euro. Das ist mehr als die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik, das Bruttoinlandsprodukt, im gesamten Jahr 2021.

Und dabei rechnen die Studienautoren nicht einmal mit den Standards, die sich SPD, Grüne und FDP in den Koalitionsvertrag geschrieben haben. Die Ampel-Regierung will die Anforderungen für Energieeffizienz im Neubau bis 2025 auf das höchste Maß, genannt Effizienzhaus 40, anheben. Beim Umbau von Bestandsgebäuden soll ab 2024 das Effizienzhaus 70 zum Vorbild genommen werden. Die Studie rechnet mit weniger strengen Vorgaben: Effizienzhaus 70 beim Neubau und 115 bei Sanierungen.

Ein bestehendes Ein- oder Zweifamilienhaus auf das Niveau eines Effizienzhaus 115 zu bringen, kostet laut Studie zwischen 660 und 1070 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Ein Effizienzhaus 40 sei noch einmal mindestens 50 Prozent teurer, in der Spitze knapp 1600 Euro pro Quadratmeter.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich skeptisch. Energiepolitisch stoße diese Argumentation an eine Grenze. „Weil wir so einen Hunger nach Energie haben und einen Bedarf an erneuerbaren Energien - die ganze Industrie will Wasserstoff haben, die ganzen Autos sollen elektrisch fahren - dass wir die Anzahl von Windkraftanlagen und Photovoltaik ja irgendwie in den Griff bekommen müssen.“ Daher ergebe es Sinn, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.

 

Quelle

www.wiwo.de

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